Fremdschämen

Es gibt Situationen, wo ich am liebsten im Erdboden versinken möchte - und meist bin ich weder der Auslöser, noch müsste ich derart re.agieren - weil eigentlich könnte es mir egal sein - und trotzdem geniere ich mich zu Tode - wegen jemand anderen.


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Nein, es ging ursprünglich nicht um unsere(n) Wurst - diesen Beitrag hier hatte ich schon länger geschrieben, da wusst ich noch nicht, dass sie/er den SongContest gewinnt ;-) - aber passt letztendlich auch zu meiner Erkenntnis dieser Thematik.

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 War früher noch viel extremer - aber passiert heute auch noch ab und zu. Oftmals sind es Fotos, die öffentlich gepotstet werden, wo ich mir dann denke - also wenn ich so rumlaufen würde, würde ich es tunlichst vermeiden, jemals irgendwo gesehen zu werden.

Bei manchen ist es ein absolut nutiges Outfit, wo man(n) unmittelbar drauf schliessen könnte, dass da ein unaufschiebbarer Notstand herrscht, der gleich hier und gleich jetzt befriedigt werden möchte. Oder es ist sonst irgendwas, wo ich eben FremdSchämAttacken verspüre.

Ich weiß, ich bin keine Schönheit - ich bin weder ein Modeltyp noch sonderlich "schön" - im Auge manch eines Betrachters - aber ich schau mich trotzdem immer wieder mal in einen Spiegel, bevor ich mich der Menschheit aufdränge ;-)

Und wenn ich irgendwie im energetischen Bereich "arbeite" und gelbe Finger von den Ziggis hätte, von denen ich nicht los komme - oder Gartenarbeitsränder unter den Fingernägel, wenn ich jemanden berühre - oder auch ne Alkfahne, dass schwache Gemüter weg kippen vor Ekel - dann würde mir persönlich das peinlich sein, falls ichs nicht weg bekommen könnte ;-)

Ich habs jetzt echt mal wieder ne Zeit lang hinterfragt, warum das so ist, wie es ist - weil eigentlich würds meinem höchsten Wert der Authentizität entsprechen - also das kanns nicht sein - aber was sonst?

Irgendwie glaub ich, dass ich da grad mal wieder ein ganz altes meiner Themen ausgebuddelt habe - ich kanns noch nicht punktgenau benennen - aber es hat was mit "künstlicher Authentizität" zu tun.

Wenn ich mir jetzt die "Fälle" anschau, wo mich eben irgendwas immer wieder "stört", dann sind das immer Dinge, die aus einer Haltung heraus resultieren, dass man unbedingt "aus der Masse herausstechen" möchte.

Und deshalb baut man ein künstliches Image auf  und verteidigt das dann auch mit Händen und Füssen - oftmals mit der Begründung - "man will endlich alle anderen dazu bringen, dass sie toleranter werden." - und genau das stört mich - würden sie es einfach leben, hätte ich möglicherweise kein Problem mit ihnen.

Genau das ist es, was mich "stört" - ich fühle mich jetzt nicht als untolerant oder gar intolerant - aber ich "spüre", wenn etwas nicht echt ist. Ich sag, ich bin ne Hexe - und hülle mich auch gern in wallende Gewänder, die meine Proportionen kaschieren - aber ich fühle mich echt und ehrlich wohl damit und darin.

Ich habe in Behindertenorganisationen gearbeitet - ich hatte nie ein Problem damit, wenn wer optisch nicht "der Norm entsprach" - ganz im Gegenteil, ich hab noch immer einige liebe Bekannte aus der Zeit - das ist es nicht, was mich stört - als es liegt nicht nur an der "Optik"

Ich war in einer Szene unterwegs, wo es viele gab, die im TransGenderBereich beheimatet waren - doch die Meisten empfand ich trotzdem als "echt" - die haben ihre Bedürfnisse ausgelebt - sich aber trotzdem irgendwie nicht immer und immer wieder selbst in den Mittelpunkt gestellt, um auf zu fallen - nicht permanent und unreflektiert provoziert - sondern sie haben ihre Veranlagung einfach ausgelebt.

Was mich dann eben stört ist, wenn mir - und der Menschheit - wer einreden möchte, dass sie/er so oder eben ganz anders sei - aber dann oftmals die Handlungen dem wiedersprechen, was die Botschaft sein sollte.

Wobei - eigentlich isses eh ganz einfach - und "das Übliche" - die bewusste Manipulation anderer um den Selbstzweck zu erreichen - wobei - auch das stört mich weniger, als dass der Großteil der Menschheit voll drauf abfährt und Sachen "kauft", die vollkommen unnötig und manchmal sogar idiotisch sind - nur, weils irgend ein selbsternannter Guru "predigt".

Ja - ist mal wieder mein lediges Thema *lach* - Wasser predigen und Wein trinken - eigene Schwächen als Stärken auf zu spielen, weil man damit mehr Geld machen kann.

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Oder jetzt auch auf "unsere" Conchita bezogen - sich bewusst in eine provokative Kunstfigur zu verwandeln, die/der zwar ne super Figur hat, aber mich persönlich stört der Vollbart voll - und ich muss einigen Kommentar auf Facebook recht geben - ich persönlich finds einfach nur ekelhaft.

Ja - soll sie/er leben, wie sie/er möchte - und soll sie/er auftreten wo und wie auch immer sie/er möchte -  genau so etwas wie sie/er und der Hype, der jetzt durch die Medien geistert ist der Grund, warum ich keinen TV und Radio mehr hab, dass ich das nicht immer wieder hören und sehen muss.

Diesmal kam ich beim besten Willen nicht aus, weils mich auch auf Facebook überrollte - als "unsere DragQueen" - nein danke - ist eure - behaltet sie - mir war der nette liebe Tom damals viel sympatischer - weil der war noch echt - der war zwar auch schon ausgeflippt - aber nicht künstlich hoch stilisiert. 

Sorry, aber das ist echt pure Volksverblödung - und wenn wer ihre/seine Interviews genauer angehört hat, dann sch... sie/er auf Austria - weil an erster Stelle mache sie/er es für sich - das ist ok, das hat sie/ihn mir fast sympatisch gemacht.

Ich schäme mich für Österreich, dass wir es nötig haben, eine derart überzeichnete Comicfigur als unser neues Aushängeschild hoch zu halten, um zu beweisen, wie tolerant wir seien. Bullshit - keiner ist wegen Conchita toleranter oder nicht - übermorgen leben alle wieder ihren gewohnten Trott - und "unsere" Conchita lacht sich ins Fäustchen und macht weiter ihr/sein Ding.

Leute - lügt euch doch nicht selbst an - das einzige, was uns dazu bringen könnte, als Menschheit an sich toeranter zu sein ist - bei sich selbst zu beginnen - aber nicht wieder mit der Masse mit zu schwimmen in einer Euphorie, die ungerechtfertigt ist.

Solche Szenen, wie mehrfach in Facebook gepostet vom "Empfang unserer Conchita" machen mir eher Angst, weil sie mich and den Film "die Welle" erinnern - das ist bewusst gesteuerte Manipulation, um eine Massenhysterie zu simulieren - und soooo viele fallen - wieder mal - drauf rein - und schwimmen mit - in diesem unsagbar traurigen Strom der Abgabe der eigenen Individualität.

Ich weiß nicht, wie ichs formulieren soll - solche Momente wie grad eben - machen mich unsagbar traurig, weil sie uns gaaaanz weit von dem weg bringen, was eigentlich gepredigt wird - niemand wird selbstbestimmter und toleranter, nur weil ein junger Mann sich selbst provokant in Szene setzt und die ganze Welt verarscht.

Ja, ich gestehe ihm zu, dass er es perfekt inszeniert hat - dass er seinen Traum von damals, als er als kleiner Tom die ersten Auftritte hatte - wirklich minutiös geplant und jahrelang durchgezogen hat - mein Respekt dafür.

Nur, glaubst DU wirklich, dass es für DICH und DEIN Leben etwas ändert, wenn ein(e) Conchita Wurst den ESC gewinnt? Glaubst DU, dass DU dadurch, dass ER etwas geschafft hat, wovon DU träumst, dass das wirklich für DEIN Leben jetzt irgend einen Sinn macht?

Ausser, dass DU in Kürze entweder in absolute Verzweiflung verfällst, weil DU nicht mal nen Bruchteil dessen schaffst, was er in den letzten Jahren bewirkt hat? Oder DICH stündlich aufreibst, um auch nur annähernd in ihre/seine Fußstapfen treten zu können.

Ist das echt? Ist das authentisch? BIST DAS DU?

Ja - sie/er ist anders - sie/er provoziert - sie/er hat alles derart perfekt geplant und umgesetzt, dass sie/er den SongContest gewonnen hat - aber was hilft DIR das? Was bringt es in DEINEM Leben? Schon mal drüber nachgedacht?

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