Eigentlich bin ja ich die Narzisstin

Seit einiger Zeit bin ich immer wieder mal heftig schwindelig - und ich wusste nicht wirklich, warum und weshalb und überhaupt. Ich führte es darauf zurück, dass ich ja endlich meine fehlenden 15 Jahre aufarbeiten wollte - und einen Termin als Klientin bei einer Aufstellung hatte.

Und dann kam der Tag der Aufstellung - und bereits im Vorgespräch merkte ich, dass ich auf einmal ganz klar wurde -  konkret, als ich erzählte, dass meine Mutter starke narzisstische Züge aufwies und sofort die Antwort der Aufstellungsleiterin kam - "Dir ist schon bewusst, dass eigentlich du die Narzisstin bist, weil ein Narzisst kommt nie alleine."

Ich holte mal kurz Luft - naja, ich weiß, dass ich mich seit einiger Zeit bemühe, mir nicht mehr alles gefallen zu lassen - aber so einfach an den Kopf geworfen zu bekommen, dass eigentlich ich die Narzisstin bin, fand ich dann doch etwas hart.

Aber es hat schon gepasst - weil dadurch wurde mir eins wieder so nachhaltig bewusst - genau das wars - dieses Gefühl der Ohnmacht und des kompletten Umdrehen wollens meiner Empfindungen und Bedürfnisse - das ist genau das, was ich als Kind erlebte und fühlte.

Dieses Ausgeliefertsein - des mich nicht wehren dürfen - oder können - das wurde wieder nachhaltig hoch geholt - und ich wehrte mich auch diesmal nicht - schließlich wurde ich ja auch zweimal ermahnt, mein Gegenüber ausreden zu lassen - schließlich kam ich in den Genuss eines früheren Erfahrungsberichtes.

Mir wurde nachhaltig klar gemacht, dass es so einen Fall wie meinen schon mal gab, der Klient damals hat sogar 3 Aufstellungen lang behauptet, dass sein Vater nicht sei Vater sei - weil er von dem nicht wirklich was hielt - diesem Waschlappen - und dann stellte sich in einem DNA Test heraus, dass er es doch war.

Das passiert eben öfter, dass Kinder ihre Väter ablehnen, weil sie nicht dem Wunschbild entsprechen.

Mein Einwand, dass ich meinen Vater nicht ablehne, wurde dann schlagartig vom Tisch gewischt - und es stellte sich dann ja auch in der Aufstellung heraus - nach wiederholten - gezielten - Nachfragen - dass die Vermutung der Aufstellungsleiterin auch wirklich zutraf:

"Ich lehne meinen Vater ab, weil ich ihn als Kind anhimmeln wollte - und das nicht durfte oder konnte - oder warum auch immer - und daher habe ich das als Mißbrauch von seiner Seite empfunden."

Und jetzt - nach über einer Woche nach dieser Aufstellung, muss ich sagen - danke für diese Erfahrung - ich habe zwar noch nie in einer Aufstellung mehr gequirrltes Irgendwas erlebt - und ich war schon auf vielen mit dabei - aber sie hat mir genau das gespiegelt, was mein Problem in der Kindheit war - und sich wie ein roter Faden durch mein Leben zog.

Immer, wenn ich mich vertrauensvoll an meine Mutter wandte, weil ich hoffte, dass sie mir bei einem Thema helfen könnte - wurde ich brüsk in meine Schranken gewiesen - ich bin ja nur das unfähige kleine Mädchen - bin ja nicht mal ein Sohn geworden - also hab ich zu kuschen und mein Schicksal zu tragen.

Stimmt - ich kann mich noch immer nicht an meine ersten 15 Jahre erinnern - aber eins ist noch immer ganz klar in meinem Bewusstsein - die Aussage meiner Mutter, als ich damals zu ihr kam und sie fragte, was ich jetzt tun solle, nachdem ichs amtlich hatte, dass ich schwanger war:

"Wenn du alt genug bist, schwanger zu werden, bist du auch alt genug, zu wissen, was du tun musst"

Und das, nachdem mir jahrzehntelang immer eingetrichtert wurde, ich könne mich nur auf meine Familie verlassen - alle anderen würden mich nur betrügen und belügen, aber die Familie hält zusammen - und die würde immer für mich da sein.

Ja - ich habs bemerkt - das war damals das Tragischste an das ich mich erinnern kann - naja, stimmt auch nicht ganz - weil viel später erfuhr ich dann, dass meine Mutter meiner Tochter immer wieder  erzählte, ich habe sie ja nicht gewollt - wollte sie abtreiben - und was weiß ich, was noch alles.

Tatsächlich war es so, dass ich beim bekanntlich vehementesten Abtreibungsgegner zur Untersuchung war - und der damals meinte, ich sei noch viel zu jung, um die Veratwortung für ein Kind zu übernehmen - und ich solle eine Abtreibung in Erwägung ziehen und mit meinen Eltern besprechen.

Das hatte mich verunsichert - weil ich wusste, er was eigentlich strikt gegen Abtreibungen - also wollte ich - seinem Rat entsprechend - mit meinen Eltern reden - und dann diese Aussage meiner Mutter - das war eine Situation, die ich nie im Leben vergessen werde.

Achja - ich bin ja die Narzisstin - hatte ich schon wieder vergessen - ich hab mich ja absichtlich schwängern lassen, um das Kind dann ab zu treiben. Apropos, von wegen absichtlich schwängern - ich war echt naiv und gutgläubig - damals.

Weil eigentlich ging ja meine Mutter mit mir zum Frauenarzt, weil sie mir die Pille verschreiben lassen wollte - falls ich doch jetzt wirklich auch nen Freund habe, dass da nichts passieren kann - weil ich doch so unregelmäßig meine Periode bekam - und sie sprach auch mit dem Arzt darüber.

Was sie vergaß, mir zu sagen, war, dass der Arzt - der übrigens ein anderer war als der dann mit der Abtreibung - dass er meinte, wir sollten zuerst meine Periode regulieren, bevor ich die Pille nehme - und ja - stimmt - ich hatte den Beipacktext nicht gelesen - damals glaubte ich ja meiner Mutter noch, was sie sagte.

Aber wahrscheinlich habe ich den Beipacktext nur nicht gelesen, damit ich in meiner narzisstischen Art später meiner Mutter vorwerfen konnte, dass sie in ihrer Weisheit und Güte ja nur das Beste für mich wollte - und mir daher nicht explizit sagte, dass ich eigentlich nicht "die Pille" nahm, sondern nur ein Hormonpräparat, um meine Periode regelmäßiger zu bekommen.

Nennt man sowas eigentlich Retraumatisierung?

Also nicht das mit der Pille - sondern das mit meinen narzisstischen Auswüchsen - und der Negation meiner Bedürfnisse, um etwas durch zu setzen, was jetzt nicht unbedingt wirklich was mit mir zu tun hat?

Wobei - doch - hat es ja - es spiegelte mir das Muster meiner Mutter nochmals ganz extrem - und es hat mich überrascht und auch geschockt - und dadurch, dass ich danach furchtbar wütend wurde, hab ich auch bemerkt, dass es einfach mein gemütlicher Lebenswandel war, der mich schwindelig machte.

Weil seit der Aufstellung ist mein Blutdruck wieder nachhaltig erhöht - und dadurch auch der Schwindel wesentlich besser. Ich hatte wieder mal große Hoffnung in jemanden gesetzt, den ich für fähig hielt - und wurde nachhaltig eines Besseren belehrt.

Stimmt nicht - also das mit dem - für fähig halten - es war zwar nicht das, was ich unter dem Thema - Familienaufstellung - bisher kannte - aber es brachte mich in die emotionale Befindlichkeit meiner Kindheit zurück - dem sich den Erwachsenen an zu vertrauen - und dann dafür etwas zu bekommen, was so ganz anders war/ist, was ich in der Situation gebraucht hätte.

"Verständnis und Mitgefühl sind leider aus - schau endlich den Tatsache ins Gesicht und tu, was zu tun ist" - oder auch - "Raunz da nicht blöd rum, sondern beweg deinen A....:"

Beim Coaching hatte ich es schon gekonnt - zu sagen - "Ja - klar, selbstverständlich hatte auch meine Mutter ihr Päckchen zu tragen - aber hier und heute geht es jetzt um mich - und um meine Befindlichkeit." Und ja, es fühlte sich einfach gut an - und es wird sich noch viel öfter gut anfühlen.

Wenn das mein Form von Narzissmus ist - dann bitte noch mehr davon - ich hab mir lange genug von allen auf den Kopf sch..... lassen ;-)

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