Geschenk

Hi Ihrs,

gestern hat ein lieber Freund mal wieder was angestoßen, was mir seither keine Ruhe lässt und ich nachhaltig drüber nachdenke und auch rum philosophiere - es ging um Lottojackpot - und er meinte, er schreibe von "echten Geschenken" - wobei ich da keinen Unterschied sah - und dann kam von seiner Seite

Geschenk ist für mich etwas zu erhalten ohne eine Gegenleistung von mir. Und das macht Freude.


Klar - für den Lottoschein zahl ich - auch wenns in meinem Fall nur € 2,30 war - was mir auf die Möglichkeit von 1,9 Mio Euro irgendwie nicht wirklich als maßgebliche Gegenleistung erscheint ;-)

Aber da hat er schon recht - Geschenke sind eigentlich etwas, was man - einfach so - bekommt. Mein Problem dabei ist, dass ich eigentlich noch nie irgend etwas "einfach so" bekommen habe - ich hab zwar schon einige male etwas geschenkt bekommen, wofür jetzt keine unmittelbare Gegenleistung meinerseits erbracht werden musste - aber meist wars mir persönlich dann eben ein Bedürfnis, etwas "dafür zu tun".

Ich glaub, ich weiß gar nicht, wie es ist - einfach was geschenkt zu bekommen - einfach Danke zu sagen - und mir nicht zu überlegen, was ich dafür tun und/oder geben sollte.

Vor Jahren wurde ich mal auf ein Seminar eingeladen - kostenlos - wenn es mir nicht gefällt - oder wenns mir gfällt und ich danach für das Institut arbeite, brauch ich auch nichts bezahlen. Ich hatte es eigentlich als Geschenk gesehen - und war selbstverständlich auch bereit, danach für das Institut zu arbeiten.

Rückblickend betrachtet wärs jetzt - in seiner Definition - eigentlich kein Geschenk gewesen, weils an Bedingungen geknüpft war - keine Frage - war schon ok so - und hat viel in mir bewirkt -und mir letztendlich auch gebracht.

Mir gehts hier jetzt einfach nur um die Begrifflichkeit des Schenkens - weil - witzigerweise schenke ich schon fallweise was - ohne mir eine Gegenleistung zu erwarten - aber wenn ich was bekomme, möchte ich etwas dafür zurück geben - oder jemande anderen ein ähnliches "Geschenk" machen.

Ich hatte auch zurück geschrieben:

Und deine Überlegungen sind natürlich wieder mal voll nachvollziehbar für mich - obwohls eben genau wieder mal mein Thema ist - dass ichs mir eben noch nicht vorstellen kann, wirklich was "geschenkt" zu bekommen - in deinem Sinne - weil ichs eben übe Jahrzehnte hinweg praktiziert hatte, für das, was ich mir leisten möchte - manchmal sogar recht hart - zu arbeiten.


Und ich spinn da grad jetzt noch weiter - bei mir wars auch in Beziehungen immer so - ich hab gegeben und gegeben - und wenn ich dann mal was gebraucht hätte, war natürlich weit und breit niemand, der mir freiwillig was geschenkt hätte, weil ich das ja früher auch nie gebraucht und gewollt hatte.

So gesehen lebe ich seit einem halben Jahrhundert in einem Teufelskreis - aus dem ich mich jetzt schön langsam erst wieder heraus buddle.

Doch bleiben wir bei Beziehungen - meine Ehen waren da so ein typisches Beispiel - ich habe den jeweiligen Partner bewundert - hab ihm die Wünsche von den Lippen abgelesen - und im endeffekt hab ich dabei ganz auf mich selbst und meine Bedürfnisse vergessen.

Mich hatte voriges Jahr mal wer gefragt, was mir beim Sex gefällt - und das einzige, was ich antworten konnte war - das kuscheln danach - das bräuchte ich - der Sex an sich ist für mich kein Thema - da hab ich eigentlich immer das getan, was der jeweilige Partner von mir wollte - unabhängig davon, ob mir das Spaß gemacht hatte - oder auch nicht - war für mich einfach so.

Ich bin auch mit dieser Person zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen - aber mir wurde dadurch auch bewusst, dass ich mir jahrzehntelang meine Kuscheleinheiten durch unterschiedlichste (Spiel)Arten des Sex sozusagen "erkauft" hatte.

Naja, heut früh beim Geschirr abwaschen wurde mir dann auch bewusst, warum mich früher die "Sklavinnen" in der BDSM-Szene so aufgeregt hatten - weil ich einfach nicht erkennen wollte, dass ich das gleiche Muster lebe - obwohl ich das überhaupt nicht will.

Und da ichs an mir selbst nicht erkennen konnte - wurde es mir eben im Außen immer und immer wieder vorgeführt - im wahrsten Sinne des Wortes :-) hat trotzdem noch Jahre gedauert, bis es endlich durch gesickert ist in mein Bewusstsein.

Ok - frau kann nicht alles haben - und die spontanen Selbsterkenntnisse kommen halt nicht immer gleich - andererseits sind die aber auch oftmals ein Geschenk - spontan - plötzlich - aus heiterem Himmel.

Wie eben gestern diese aussage - verbunden mit der heutigen Erkenntnis, dass ich jahrelang als Sklavin gelebt hatte - obwohl ich nach außen hin immer die war, die "das Sagen hatte" - und mit einer derartigen Diskrepanz isses natürlich jetzt nicht wirklich lustig :-)

Naja, jetzt muss ich mich halt ent-scheiden - nehme ichs an, dass ich eben sowieso "die Starke" bin, auch, wenn ich gerne schwach sein möchte - und halte mir dann selbst jemanden, der mich vergöttert und auf Händen trägt - oder bleib ich zukünftig einfach allein?

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