Nein

Karsamstag - Hofer Ternitz - 3 Kassen geöffnet - ich brauch Brot und 3 Reinkerl - hab also 2 Sackerl von der Backstube - und sonst nix. Vor mir - Mutter & Sohn (alterstechnisch geschätzt Hauptschule) & Großmutter - in der Reihenfolge - ganzes Förderband belegt - noch nicht ganz - sie legen noch auf - die vor ihnen zahlen grad.



Mutter und Sohn sehen mich - Großmutter steht mit den Rücken zu mir - ich halte meine 2 Sackerl hoch und frage - nett und höflich - "darf ich mich mit meinen 2 Sackerln vorschwindeln?" - Sohn schaut Mutter an - danach Großmutter. Mutter schaut Großmutter an - und die meint - NEIN.

Als sie fertig sind und bezahlt haben - sind sie noch nicht bei der Türe raus - als ich sie schon überhole - weil mit 2 Sackerl aus der Backstube - und das Geld hergerichtet - bin ich relativ flott unterwegs.

Ich gestehe, ich kann mir ein breites Lächeln nicht verkneiffen, als ich sie überhole - sehe, dass Großmuttern am Sauerstoff hängt - total runtergezogene Mundwinkel besitzt - und auch sonst relativ verhärmt aussieht - also offensichtlich nicht viel Spaß am Leben hat.

Als ich heim kam, war meine erste Aktion ein Dankespost in Facebook:

Danke Danke Danke
für meine relativ gute Gesundheit
und meine Kondition wird auch wieder
ich arbeite ja fast täglich daran

Danke Danke Danke
für meine gesunden Lungen, die es mir ermöglichen, unbeschwert und tief zu atmen
und dadurch auch das Leben in vollen Zügen zu geniessen.

Danke Danke Danke
für meine Tochter, die in ihrer fortgeschrittenen Jugend nicht von mir abhängig ist - die ihre Frau steht - und in der Lage ist, ihre eigenen EntScheidungen zu treffen.

Und ja, ich habs genauso gemeint, wie ichs geschrieben habe. Ich schätze die Mutter auf 40-50 - die Großmutter entsprechend auf an oder über 70 - und sie erinnerte mich an meinen Vater.

Mein Vater - der Mann, dessen größtes Gefühl der Freiheit immer dann war, wenn er auf irgend einem Gipfel eines - am liebsten hohen - Berges stand - der immer negativ und teilweise richtig gehässig war - und der die letzten Jahre seines Lebens nicht mehr die Stiegen in den 1. Stock runter kam - geschweige denn wieder hoch.

Mein Vater - der Mann, der sich irgendwann aufgegeben hatte - aber trotzedem nicht sterben konnte, weil er nicht wusste, ob seine "Schätze" einfach weg geschmissen werden - oder weiter mit Ehrfurcht behandelt werden.

Mein Vater - der Mann, der sich selbst am Wichtigsten war - und dererst im hohen Alter registrierte, dass da eine Frau an seiner Seite stand, die immer alles für ihn getan hatte - die ihre Gesundheit - und die Liebe ihrer Kinder - opferte, um ihm das zu ermöglichen, was er brauchte, um nicht schon in jungen Jahren verhärmt zu werden.

All das schoss mir durch den Kopf - und der Spruch - Krankheit als Spiegel der Seele - aber dazu wird dann im anderen Blog mal ein Beitrag kommen.


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